Zur Ausstellung „Meta“ | Kunsthaus Braunschweig BBK
Die Ausstellung „META“ ermöglicht uns einen Überblick über Jens Isensees künstlerisches Schaffen zu erhalten als auch eine Entwicklung bzw. einen Wandel hinsichtlich seiner Materialverwendung – eine Art Stoffwechsel – zu erleben. Besteht seine Materialwahl in den früheren Jahren hauptsächlich aus Pappe, Karton und Heißkleber sowie vereinzelten elektronischen und digitalen Elementen so sind seine neuen interaktiven Videoinstallationen vollständig digital. Es ist die Vergänglichkeit unserer Zeit, die Jens Isensee in der Wahl des Werkstoffes Pappe und Karton zum Thema macht. Jedoch ist der Recycling-Prozess bzw. vielmehr der Upcycling-Prozess des Künstlers ein besonderer. Die Form, in der er das Material zurück in unseren Alltag holt, hat eine neue sowie eigene ästhetische Qualität. Durch die Ergänzung mit digitalen und elektronischen Elementen bringt er sich widersprechende Aspekte zusammen und produziert einen steten Perspektivwechsel zwischen Digital und Analog, Schein und Sein. Seine Arbeiten geben Anlass zum hin und her Denken zwischen Wahrheitsbehauptung und Formbehauptung. Sei es beispielsweise eine Garderobe die zwar die Last eines Mantels tragen sollte, dies aber aufgrund ihrer fragilen Beschaffenheit, dem Karton, nicht vermag. Angetrieben von Themenkomplexen und Versatzstücken aus Philosophie und Kritischer Kultur entwickelt der Künstler durch seine Objekte eine übergeordnete Sichtweise für die unterschiedlichsten Probleme und Zustände in unserer Gesellschaft. Mit der Arbeit „Egotunnel“ werden Fragen nach Selbstbildnis und menschlicher Identität gestellt. Er selbst benennt seine Konstruktionen aus Pappe, Heißkleber und Elektronik als Versuchsaufbauten. Es sind Detailbetrachtungen, die sich in ihrer Gesamtheit zu einer systematischen Betrachtung zusammenfügen. Auf einer künstlerischen Metaebene werden Fragen nach Realität, Authentizität und Wahrheit sowie Machtkonstruktionen und soziale Verantwortung erforscht. Der partizipative Aspekt der interaktiven Objekte und Installationen scheint für Jens Isensee grundlegend zu sein. Beispielsweise ist die Arbeit „Die Kanzel“ eine Aufforderung nach Teilhabe bzw. eine Aktivierung des Betrachters, um aus den Strukturen der passiven Wahrnehmungsmuster zu befreien. Das Mikrofon erteilt uns symbolisch das Wort und ermöglicht eine Entmachtung institutioneller Strukturen. Einerseits stellt die Interaktion zwischen Betrachterin und Kunstwerk einen Appell zur Teilhabe in der Gesellschaft dar. Andererseits hinterfragt der Künstler die klassische Autorschaft eines Kunstwerkes und erweitert durch seine spezifische Material- und Medienwahl den klassischen Bildraum und den Bildbegriff in der Kunst. In der Arbeit „Gewächs“, eine interaktive Projektion von virtuellen 3D-Räumen, wird die Betrachterin zum aktiven Gestalter einer generativen Skulptur, die bald über den Kopf wächst. Die Gestalterinnen und Gestalter treten in Interaktion mit dem Kunstwerk, machen es so erst vollständig bzw. möglich.