‘Germany in Autumn’ – Found objects, carton, wood | Fundstücke, Karton, Holz
1,6 × 1,7 × 1,9 m | 2016
Jens Isensee hinterfragt mit seinen Arbeiten gerne und konzeptionell die gesellschaftlichen Zustände um ihn herum. Gefundene und gesammelte Figuren und Elemente bevölkern als Objets trouvés Isensees künstliche Welten, so auch bei „Deutschland im Herbst“. Ein hohler Baum aus Karton, gleich einer Trauerweide, an deren herabhängenden Zweigen Klammeräffchen hängen. Ihr Fell ist aus schwarz, rot, goldenem Plüsch – ein skurriler Fund aus dem Sperrmüll. Neben dem nationalfarbenen Pelz und Herzchen als Nasen und Tatzen, tragen sie Schildchen mit der Aufschrift „Einig Vaterland“ zwischen den Pfötchen. Die in einem Karton entdeckten Trophäen scheinen einige Jahrzehnte alte Schützenfest-Artikel für Schießbuden zu sein. Sie waren zu zehnt an genau diesen Seilen heftend verpackt, ebenso wie sie nun vom Baum hängen.An dieser deutschen Trauerweide scheinen die Klammeraffen einer überkommenen Idee von Nation verhangen, umso verzweifelter, je weniger diese zu tragen vermag. Der Boden des Ausstellungsraumes ist von den Figuren übersät, wie von herabgefallenem Laub. In Zeiten eines erstarkenden, nationalistischen Populismus wirkt dies wie ein ironischer Abgesang auf die intersubjektive Fiktion von einer nationalen Gemeinschaft. Aber in Form der vom Künstler geschaffenen, fragilen Baumstruktur steht auch die Frage im Raum, wie eine Gesellschaft bzw. Nation konstruiert sein müsste um ihren Einwohnern substanziell und solidarisch Halt geben zu können.